Niemann
Das Ganzerbe Niemann, 66 ha groß, war eigenhörig nach Schwede und später nach Lethe, ist aber wohl schon bald nachher freigekauft.
Der Name weist darauf hin, daß das alte Geschlecht ausgestorben oder abgemeiert ist, auf die Stelle kam der „nie Man", der Niemann. Wann das geschehen ist, das geht aus den Akten nicht hervor.
1498 wohnt Wobbeke Nigermanß auf der Leibzucht, auf der Stelle der Wehrfester Johan Nigeman, der für 5 Köpfe Steuer entrichtet. Henrich Nigeman, wohl der Bruder von Johan, scheint eine neue Feuerstelle begründet zu haben, die 1545 schon 3 Maltersaat Land besamt und 36 Kopf Großvieh besitzt. 1562 wird die Stelle ein „freier Kotten" benannt. Später hört man von der Stelle nichts mehr.
Dieser Johan Nigeman war in den Bauernunruhen des Münsterlandes der leitende Geist, er war durch und durch Politiker und stand auf dem Standpunkte: „Außerhalb des Amtes brauchen unsere Bauern keinen Schanzarbeiten zu machen!" In Friedenszeiten war das so, aber der Landesherr und Bischof Franz von Waldeck lag schwer im Kampfe mit den Wiedertäufern, er belagerte Münster, und da mussten schwere Schanzgräben geworfen werden. Zudem befürchtete der Bischof, daß die Bauernkriege, die in Mitteldeutschland 1525 gedämpft waren, hier wieder aufflammen könnten. Wo nun die Bauern eventuell Gewalt gegen Gewalt anwenden wollten, wo sie dem Landesherrn den Gehorsam verweigerten, da artete die Sache in Landesfriedensbruch aus. Das wusste Niemann auch ganz gut, darum hielt er sich, so gut er konnte, im Hintergrund. Als nun die münstersche Hahnenfedern über Elsten und Cappeln hereinschwirrten, konnte Niemann, so erzählt man, im letzten Moment noch im Schilf des großen Schlotes sich verstecken. Als es dann gegen Abend stiller wurde, entkam er zu Ammerlande, also zum neutralen Auslande. Die drei Verhörten und später Hingerichteten erklärten aber mit vollem Unwillen: „Dat Johan Nieman de Hovetsake unde de erste raidt unde angever däß uprors zy unde sich darvan gedreigget."
Mit der Stelle aber ging es den Kebsgang, besonders nach dem 30jährigen Kriege; von 1669 bis 1677 heißt es immer wieder „ppr, ob ten., ob ppt." (arm, wegen Armseligkeit, wegen Armut), Steuern werden nur teilweise oder nicht bezahlt.
Dann erholte sich die Stelle. 1789 heiratet die Stäbrut Anna Maria Niemann den Otto Henrich Haglage, sie sind die Erbauer des jetzigen alten Bauernhausees; deren Tochter freit 1825 den Johann Heinrich Simermann aus Bokel; also Niemann Blut rollt noch auf der Stelle, die ab 1800 einer Blütezeit entgegenging. Möge auch der alte Name wiederkommen.
Status animarum von 1703 | |
Name | Alter |
Wernke Niemann pater fam. | 47 |
Anna uxor | 37 |
Wessell filius | 37 |
Werncke filius | 9 |
Stiencke filia | 20 |
Anna Christina filia | 6 |
Dierich famulus | 20 |
Margreta famula | 19 |
inquilinus Werncke | 46 |
Anna soror | 56 |
Status animarum von 1703 | |
Name | Alter |
Johan Oisterling pater fam. | 59 |
Maria uxor | 40 |
Frerich filius | 18 |
Philip filius | 14 |
Johan Hendrich filius | 7 |