Henken, später Schade zu Bokel

Dieses Ganzerbe, heute 86 ha groß, hat sehr bewegte Zeiten hinter sich. 1465 am 12. April verkaufen die Gebrüder v. Dorgeloh das „Hencken erue unde Hus to Bocolo", das „Hencke unde sin wif' bebauen, an Evert Kobrinck für 62 Rhinsche Gulden mit dem Rechte des Rückkaufes. 1482 hat v. Dorgeloh es wieder im Besitz. 1498 ist Hencke Tebeken der Wehrfester, 1522 wird es" Hencken Diderickes hus" genannt. 1564 heiratet ein Rolfmeyers Sohn von Mintewede auf den Hof. Seine Schwiegermutter stirbt 1579. Die Leute des Hofes waren eigenhörig, also mußte das Mortuarium entrichtet werden. Hier verlangt die Gräfin v. Dorgeloh die Sachen in Natura, also liefern die jungen Eheleute an die Freifrau v. Dorgeloh ab das „Bett, die Kiste, den Schrein, die Kleider und die Hoyken" der verstorbenen Mutter.

1608 hat Hermann to Bokel noch fünf Pferde, 4 Milchkühe, 6 Rinder, 7 Schweine und 6 Schafe, also noch einen verhältnismäßig guten Bestand. An den Gutsherrn musste die Stelle liefern l 1/2 Malter Roggen, 3 Malter Hafer, l fettes Schwein, ein Achtel Butter (8 Pfund), 2 Hühner, 4 Enten, Hand- und Spanndienste nach Bedarf.

Der 30jährige Krieg brachte dieses Erbe herunter, die hohen Gefälle werden nicht entrichtet, sein, mit der Stelle ging es den Krebsgang. 1639 schickte der Landesherr in jede Gemeinde einen ihm geneigten Vogt, meistens einem münsterschen Militär, der in den Kriegswirren seien Strang zu ziehen hatte. Nach Cappeln aber kam ein Einheimischer, ein Adliger vom Hause Ihorst, Otto Schade, ein Sohn des Johann Henrich Schade und seiner nicht ebenbürtigen Frau Anna Kurwinkel. Letztere, seine Mutter ist am 9.2.1658 in Schlotmanns Hause in Tenstedt in luth. Religion gestorben, ihr Mann war schon am 11.4.1635 gestorben und in Damme in der Kirche beigesetzt.

Für Cappeln war es ein Glück, daß es den nicht ungewandten Otto Schade als Vogt erhielt, erstlich war er von Adel und hatte dort genügenden Einfluß, dann war er lutherischer Religion und als Glaubensgenosse bei den lutherischen Feinden immerhin erfolgreicher als jeder andere. Jedenfalls hat er sich wacker für seine Gemeinde eingesetzt, das hat sie auch anerkannt. Am 28.7.1652 schenkt sie ihm, seiner Frau und seinen Erben „wegen seiner dem Kirchspiel wie auch den Kirchdörfern bei Tag und Nacht unverdrossen bezeigten getreuen Diensten" einen Bauplatz, Garten, samt dazu nötigen Schullenmatt und Viehdrift für ewige Zeiten. In der Urkunde wird besonders vermerkt, dass er in den schlimmen Kriegsjahren bei allen Beschwerden das Seinige mit eingesetzt, Einquartierungen übernommen, in Geldnot und bei Kriegskontributionen durch seinen Kredit Gelder herbeigeschafft und so militärische Exekutionen vermieden habe.

1623 erließ der Gutsherr Johann v. Dorgelo seinen Eigenhörigen „Hermann to Bokel, Gerd to Sevelten und Suden to Tenstät" alle Abgaben „dewyle se leider nichts hebben beholden".

Im Mai 1647 kam der schwedische General Königsmark und belagerte Vechta; da brach eine schwere Zeit über das Land, Truppen rückten in Menge ein, Lieferungen über Lieferungen erfolgten, so viele und große, daß der Vogt Otto Schade sie nicht zusammenbringen konnte. Den Vögten drohten aber schwerste Strafen. Da blieb ihm nichts anderes übrig: Am 5. Mai 1647 abends packte er seine Frau und seine Kinder auf den Wagen und floh, am nächsten Morgen kamen sie in Friesoythe an, da gebar seine Frau ihm ein Söhnchen, das dort getauft wurde. Dann ging die Flucht weiter ins Ammerland, das damals neutral war. Am 27. Mai fiel Vechta nach heftiger Bestürmung in die Hand der Schweden. 1648 kam dann der Westfälische Friede zustande.

Die oben erwähnte „Eignerei" lag am Wege nach Tenstedt, sie erbte am 17.6.1836 Joh. Theod. Georg Schade, der aber unverheiratet blieb, so fiel diese Besitzung wieder an den Hof in Bokel.

Auf der alten Henken Stelle lebte 1651 nur noch „Dirichs Trine" mit ihrem Hausgesinde; das Haus selbst war in Flammen aufgegangen; ein kleiner Schuppen bot ihnen Unterkunft. Der Gutsherr wird schwerlich irgendwelche Gefälle hereinbekommen haben.

Da hat der Gutsherr die bisherigen Besitzer abgemeiert und die ganze Stelle mit allen Gerechtigkeiten an den Vogt Otto Schade am 4.8.1655 für 400 Taler (jeder Taler zu 2 Lot reinen Silbers!) verkauft; gleichzeitig wurde die Stelle auch, von allen Lasten dem Gutsherrn gegenüber freigekauft. Ein Jahr vorher hatte Otto Schade bereits auf der Stelle ein Wohnhaus wiedererbaut, heute das Viehhaus; im Torbogen steht: Fidenten nescit deruisse deus (Den Zuversichtlichen nicht geholfen zu haben, das kennt Gott nicht). Anno 1654 18 Novembrie Otto Schade Catharina Hoynges f.f. (feri fecerunt = haben es gebaut).

Die abgemeierte „Dirichs Trine" wandte sich an den Landesherrn, den Bischof von Münster, Christoph Bernhard v. Galen; dieser schrieb an den Gutsherrn Johann v. Dorgeloh; sie erhielt aber nichts von der Stelle wieder und wohnte nachher in Siemermanns Spieker.

Die Schaden stellten von 1639 - 1835 in fünf Generationen den Vögten für Cappeln, stellten Geistliche, Vögte, Förster und andere prominente Persönlichkeiten.
Die 86 ha große Stelle hat keinen festen Namen gehabt: Henken, Dirichs, Hermanns, Schaden, Werner Kokenge, das sind Namen, welchen die Stelle gehört hat. Die Stelle hat fast 300 Jahre lang eine ruhige wirtschaftliche Entwicklung gezeigt; möge sie auch im Namen Ruhe finden; da sollte ein Name (ob Henking oder Schade?) ein für alle Mal festgelegt werden.
 
Status animarum von 1703
Name Alter
Jürgen Schade Vogt pater fam. 49
Anna Müntzebrok uxor 39
Otto filius 19
Chatarina Wolberg filia 16
Herme filius 14
Johan Hendrich filius 15
Gerdrut filia 12
Maria Chatarina filia 10
Jürgen filius 7
Frantz Wilhelm filius 5
Rudolff filius 3
Hendirich famulus 28
Dierich Straetman famulus 24
Gretike famula 23

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.